Gedanken zu einem Spielzeug, das nie aus der Mode kommt
Puppen sollen Menschen verkörpern oder auch andere Wesen, denen man Gestalt geben will und die man anfassen kann. Es geht um das „Prinzip Puppe“. Darum, dass eine puppenartige Figur „lebendig“ wird. Dass sie ein „Gegenüber“, ein Gesprächspartner wird. Das kann auf vielfache Weise geschehen.
Steht der Geburtstag eines Kindes oder Enkels an, gehen bei manchem Erwachsenen die Gedanken zurück in die eigene Kindheit. Für die älteren ist es oft eine entbehrungsreiche Zeit gewesen. Bei den meisten sieht das heute anders aus und Eltern wie Großeltern haben es nicht leicht mit der Wahl eines passenden Geschenks für Kinder und Enkel. Zumeist ist es der Überfluss, der die Wahl erschwert aber nicht selten gilt es auch, preisgünstig einzukaufen. Wie auch immer es in der Familie aussieht, eine gute Entscheidung will getroffen sein.
Lassen Sie mich von meinen Erfahrungen erzählen:
Als Kind waren für mich – und vielleicht auch für Sie-, Teddy und Co lebendig. Meine zahlreichen Plüschtiere und Puppen aller Art waren stets ganz eigene Persönlichkeiten. Ich unterhielt mich oft mit ihnen, wenn sie nachts mein Bett bevölkerten. Ich erzählte ihnen, was ich tagsüber erlebt, was mich gefreut oder geärgert hatte. Und ich übte mich im Geschichtenerzählen. Das brauchte ich später, als ich als Jugendliche im betriebseigenen Ferienlager Kinder betreute. Der kleine Handpuppen-Teufel, ein eher lustiger, statt grimmiger Geselle, begleitete mich dabei oft. Mit ihm prägte ich schon nach kurzer Zeit ein Schlafenszeit-Ritual: Das Teufelchen besuchte allabendlich sämtliche Altersgruppen von 7–14 Jahren, bevor das Licht verlosch. Es gab viel zu lachen, denn der kleine Kerl hatte zu allem eine Meinung, schlagfertig, nachdenklich, vor allem aber humorvoll. Dass die kleine Puppe mir so schon damals die Möglichkeit gab, diese andere Seite meiner Persönlichkeit zu zeigen, freut mich heute umso mehr. Denn so konnte ich über die Sozialarbeit einen meiner beruflichen Wege zum Puppenspiel finden.
Puppen sollen Menschen verkörpern oder auch andere Wesen, denen man Gestalt geben will und die man anfassen kann. Es geht um das „Prinzip Puppe“. Darum, dass eine puppenartige Figur „lebendig“ wird. Dass sie ein „Gegenüber“, ein Gesprächspartner wird. Das kann auf vielfache Weise geschehen: Entweder bekommen Puppen eine konkrete Rolle im Spiel mit anderen Kindern oder das Kind vertraut sich einer Puppe, einem Plüschtier oder einer anderen Figur an, wie ich es schon beschrieben habe.
Interessant scheint mir auch der Eindruck, der im Gespräch mit der Puppe entstehen kann: das Kind bekommt eine Antwort, auch wenn es sich die ja selbst gibt. Es ist, als wäre in diesem „Gespräch“ ein anderer Blickwinkel auf eine Frage, ein Problem möglich. Nicht zuletzt kann so eine Puppe auch „vermitteln“, indem das Kind mithilfe der Puppe etwas anspricht, wozu ihm „unvermittelt“ der Mut fehlt.
Meine Tochter, inzwischen auch selbst bald Mutter, hatte mit 11 Jahren eine Kumquats-Puppe, die innig geliebte Lucy. Erstmals gesehen hatte ich diese Handpuppen bei einem Schulfreund meiner Tochter. Beide haben Stunden damit verbracht, Willi und Lucy sprechen zu lassen und hatten viel Spaß dabei.
Ich hoffe, ich konnte Sie mit meinen Gedanken an Schönes erinnern. Vielleicht sogar eine Idee hervorlocken für das Geburtstagskind. Vielleicht möchten Sie auch etwas mehr über dieses Thema wissen. Dann finden Sie hier im blog sicher viel Wissenswertes. Und nun noch ein Buch-Tipp zur Faszination von Puppen: Rafik Schami, „Das Herz der Puppe“, aus dem Hanser-Verlag.
Marie Deutscher
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